March 14, 2017
Oben im Bild zu sehen: Fred. Fred kenne ich bereits seit er ein kleines Ferkel ist. Er lebt auf einem abgelegenen Hof, tief im schwäbisch-fränkischen Wald und genießt dort sein Leben. Fred ist zwar keine eierlegende Wollmilchsau, aber trotzdem ein seltenes Exemplar. Er ist viel, viel älter als die meisten anderen Schweine und gehört auch noch zu einer seltenen Rasse, deren Überleben einzig durch Enthusiasten und Individualisten ermöglicht wurde.
Solche Menschen nämlich, wie meine Freundin Sabine, die eben diesen Bauernhof - Freds Heimat - betreibt. Einmal im Jahr, bekommt Fred Frauenbesuch und darf sich fortpflanzen. Dann rennen irgendwann, später, eine ganze Reihe an Ferkeln glücklich, torkelnd über die Wiese. Sie sind die Garanten für Freds Überleben und aber auch das der Wollschweine im Allgemeinen, landen doch glücklicherweise nicht alle von Freds Nachfahren im Topf.
Hätte Sabine nicht den Mut und Enthusiasmus aufgebracht, gemeinsam mit ihrem Mann diesen Hof zu führen und seltene und der Umgebung angepasste alte Haustierrassen anzusiedeln, wer weiß wie es heute Fred und Konsorten gehen würde. Aller Skepsis zu Beginn, hat Sabine zwischenzeitlich eine Menge an Bewunderern und Freunde gefunden, die ihr Konzept mittragen, befürworten und vor allem, ganz wichtig: ihre Produkte kaufen. Und diese sind vielfältig: Vom Bauernbrot, Obstbrand, selbst gemachter Marmelade oder aber eben Fleisch von artgerecht gehaltenen Tieren wie Hinterwälder Rinder, Ziegen, Schweinen, Schafen, Hühnern und Gänsen. Der Hof verfügt also über eine hohe Diversität.
Wie und wohin schlage ich jetzt die Brücke? Über das Thema Vielfalt (heute sagt man ja "Diversität") und welch wichtige Rolle diese auch in Unternehmen spielt, habe ich schon ein kleines bißchen was geschrieben (siehe mein erster Blogeintrag). Also widme ich mich heute dem Generalisten, bzw. der "eierlegende Wollmilchsau" wie ich mich selbst manchmal bezeichne. So wie es Fred eigentlich auch eine ist. Er ist zwar kein Garant für einen hohen Fleischertrag (zuviel Speck), hält dafür aber auch den Winter im Schwäbischen gelassen im Freien aus, ohne einen Schnupfen zu bekommen. Er hat ja ein dickes Fell. Und hier sind er und ich uns jetzt sogar ein kleines bißchen ähnlich ;-).
In all den Jahren meiner Arbeit für und rund um digitale Konzeption, Online-Marketing, Projektleitung, habe ich eine solche Menge an Wissen und Erfahrung gesammelt. Es fällt mir schwer zu sagen, wo meine Schwerpunkte liegen und welcher Bereiche mir dabei am meisten Spaß gemacht haben - und auch noch immer Spaß machen. Diese ganzen "Mikro-Spezialisten" die sich derzeit am Markt tummeln, sind mir teilweise suspekt. Sehe ich doch oft, wie ihnen der Blick auf das große Ganze versagt bleibt und sie aus diesem Grund auch oft nicht verstehen (können). Auf der anderen Seite fällt es mir um einiges leichter als ihnen, mich schnell und sicher in jeglichen Bereich, der mit digitaler Markenführung und Konzeption oder sonst irgendetwas zu tun hat, einzuarbeiten. Auch habe ich niemals vor der Technik die Augen verschlossen, sondern immer nochmal nachgeschaut, wie es zusammenhängt und was ich (als Nicht-Programmierer) daran verstehen kann. Egal wie komplex es war. Ich kenne so viele die hier die Augen einfach schließen und sagen "das interessiert mich nicht". Ihnen bleibt dann aber auch der Blick verwehrt, welche Möglichkeiten bzw. Lösungsansätze es gibt.
Meine Prognose ist übrigens: Diese "Mikrospezialisten" verschwinden genauso schnell, wie sie gekommen sind. Vor allem dann, wenn sie in ihrem Fach nicht zu den Besten gehören, sonder lediglich das von den "echten" Spezialisten vorgekaute Wissen wiedergeben - was ich im übrigen nach einer kurzen Einarbeitungszeit genauso gut kann wie sie. Ich als "eierlegende Wollmilchsau" kann mich hier entspannt zurücklehnen. Wenn das Wissen von den "Mikros" nicht mehr benötigt wird, da sich das Internet mal wieder von oben nach unten oder von links nach rechts gedreht hat, befinde mich immer noch in meiner Welt und kann mit allen Themen die am Ende des Tages auftauchen umgehen und mich beschäftigen. Ich weiß es einzuordnen, kann es in meiner digitalen Welt positionieren und ausrichten. Die "Mikros" mit ihrem einseitigen Wissen, sind dann aber heimat- und orientierungslos.
Also, wenn ihr für eine "eierlegende Wollmilchsau" wie mich etwas zu tun habt: Ran an den Speck. Ich liebe es Probleme zu lösen oder in die unterschiedlichsten Themen einzutauchen. Wie schwierig sie auch sein mögen. Da halte ich es mit Fred der sich gerne und ausgiebig im Matsch suhlt und sich mit Leichtigkeit den unterschiedlichsten Lebensbedingungen anpasst. Hier ist es bei ihm wie bei mir: seinen auf "Fleisch-Ertrag" gezüchteten und ausgerichteten Spezialisten-Kollegen bleibt dieses Glück leider versagt.
Eure Gabriele
PS: Vielleicht besuche ich morgen meine Freundin Sabine sowie Fred und all die anderen und erfreue mich an der Vielfalt die hier in dem Unternehmen "Bauernhof" geboten wird. Die Inspiration die man hierdurch erhält, ist unbezahlbar.