July 13, 2021
Vor kurzem unterhielt ich mich mit einer jungen Kollegin aus einem aktuellen Projekt. Wertschätzend, ein Austausch über die gemeinsame Arbeit auf Augenhöhe, was gut klappt, was nicht. Auf ihr positives und zugewandtes Feedback, reagiere ich fassungslos und mit einem „Echt jetzt? Oh Danke!“. Sie fragt mich, warum ich glaube, keinen guten Job zu machen. Ich denke zuerst: Tja, das machen 1,5 Jahre Mobbing, Bossing mit dir.
Und dann sage ich es laut: „Das macht es mit dir, wenn du gemobbt wirst. Du traust dir lange, lange Zeit nichts zu und denkst, dass deine Arbeit nichts wert ist und du nichts kannst.“
Wenigstens konnte ich es sagen, ohne zu heulen. Fast. Wow. Das ist ein kleiner Erfolg.
Klar ist für mich zwischenzeitlich: Hinter dem was mir damals passierte, steht mehr als ein einfaches Loswerden einer unbeliebten Arbeitskraft, einer Person die man nicht mehr an dieser Stelle, in dieser Position haben möchte. Hinter dem was mir passierte steht ein System. Ein System, das fein systematisch und geplant ein ganzes Unternehmen hinters Licht führte und dabei so ziemlich alle instrumentalisierte. Und ich glaube, dass es eine etablierte Vorgehensweise ist. Die von Konzernen so betrieben wird. Von Investoren, wenn sie in ein Unternehmen eintreten. Es gibt geheime Schulungen, Weiterbildungen dafür. Daran glaube ich. Systematisiertes Mobbing/Bossing in Unternehmen ist da und es kann jede*n immer treffen, zu jedem Zeitpunkt. Du glaubst dich kann es nicht treffen? Ein Irrtum.
Du als Arbeitnehmer*in bist da leider in einer denkbar schlechten Verhandlungsposition. Deine Möglichkeiten sind eingeschränkt. Sehr eingeschränkt.
Meine Geschichte beginnt damit, dass das Unternehmen, in dem ich arbeitete von einem neuen Investor aus der Sparte „Private Equity“, übernommen wurde. Eine sogenannte „Heuschrecke“, nicht zimperlich im Umgang mit Firmen die in der Vergangenheit von ihnen übernommen wurden. Die Google-Suche wußte einiges zu berichten. Es wurde schnell damit begonnen – wir wunderten uns nicht wirklich – Umstrukturierungsmaßnahmen durchzuführen und die Effizienz-Schraube anzusetzen. Einzelne Unternehmensbereiche wurden verkauft, andere wiederum aufgelöst und in die Zentrale integriert. Ganze Standorte fielen zum Opfer und wurden aufgelöst. Der Betriebsrat rief zum Protest auf. Das Unternehmen wurde von der Börse genommen und in eine GmbH umgewandelt, die entscheidenden Positionen durch neue Führungskräfte ersetzt, wer im Umfeld nicht passte, wurde„ausgemustert“ oder in Frührente geschickt. Die 1. und 2. Ebene der Führungskräfte war in Alarmbereitschaft.
Der Begriff „Heuschrecke“ geht übrigens auf Franz Müntefering zurück, der bereits 2005 sagte „Manche Finanzinvestoren verschwenden keinen Gedanken an die Menschen, deren Arbeitsplätze sie vernichten – sie bleiben anonym, haben kein Gesicht, fallen wie Heuschreckenschwärme über Unternehmen her, grasen sie ab und ziehen weiter“.
Ich hatte gerade als Teamleiterin eine Führungsposition in einem Bereich übernommen und kaum saß ich dort auf meinem Stuhl wurde auch schon von den überwiegend männlichen anderen Führungskräften daran gesägt. Aber das ist eine ganz andere Geschichte. Die erzähle ich vielleicht ein andermal.
In dieser Zeit lernte ich auch die Person kennen, die mich dann später aus dem Unternehmen, sagen wir mal vorsichtig „entfernte“. Er wurde mir vorgestellt als „Berater vom Investor“ der sich alles in meinem Bereich anschauen möchte. Die ersten Gespräche liefen gut, ein smarter, netter, witziger Mann, mit Ahnung von meinem Fachbereich. Ich war anfangs ganz froh darüber ihn kennenzulernen, ein angestaubtes Unternehmen, die 1. und 2. Führungsebene überwiegend mit Alphamännchen besetzt, die gerne Fallen stellten, um ihre eigenen Fachbereiche erweitern zu können. So gut wie keine Digitalkompetenz im Haus. Er verstand meine Pläne die ich hatte und wir hatten einen guten Austausch dazu.
Es lief gut: Ich durfte Konzepte entwickeln, ich hielt Workshops und Schulungen zu meinen Themen. Und jetzt kommt der erste Teil, des Systems. Einer Systematisierung das ich glaube, dass es zu geplant, zu ausgefeilt war, als das es nur mir passieren konnte, dass nur ich dem ganzen auf den Leim ging. Der Investoren-Abgesandte, wechselte die Seiten. Vom Investor in das Herz des Unternehmens. Als mein neuer Vorgesetzter, angestellt im Unternehmen. Check 1, erledigt.
Ich traf mich immer wieder mit einer jungen Kollegin aus dem Einkauf, die ebenfalls in ihrer Abteilung Kontakt zu ihm gehabt hatte, er noch auf Investoren-Seite. Immer wieder fragte sie mich: „Ist alles Ok? Läuft alles?“. Ich antwortete: „Ja klar, alles super. Warum fragst du?“. „Ach nur so.“ war ihre Antwort.
Immer noch dachte ich, alles ist gut. Alles läuft perfekt. Ich glaubte daran, jetzt endlich das große Los gezogen zu haben, dass jetzt alles gut wird. Der Erfolg für meine jahrzehntelange Karriere-Bemühungen. Durch eine Umstrukturierung wurde unser Bereich auf- und ausgebaut. Er gab mir zu verstehen, dass ich in seinen Augen eine tragende Rolle spiele. Ich war im Glück. Ich erarbeitete Konzepte für die Abteilung, wie sie strukturiert sein muss, wie wir arbeiten können, agil, modern. Spoiler: Pläne, die er im übrigen dann später fast 1:1 umsetzte – nur ohne mich.
2 Monate später, dann das Gegenteil, dass ich doch nicht ganz seinen Vorstellungen entspräche, dass er jemand anderen statt mir an die anvisierte Stelle setzen wolle. Wieder ein paar Tage später, ich erinnere mich noch wie er ins Zimmer seines Kollegen eintrat mit den Worten "Jetzt platzt gleich die Bombe!". Wir wurden mit allen anderen Kolleg*innen der gesamten Etage zusammengerufen und uns wurde der Umzug meiner Abteilung vom derzeitigen Standort an seinen Heimatort verkündet. 200 km entfernt. Check 2, erledigt.
Zu diesem Zeitpunkt, hatte er bereits damit angefangen mich bei alten und neuen Kolleg*innen schlecht zu reden. Eine dieser Kolleginnen erzählte mir später: „Er hat zu mir gesagt, pass auf bei (hier meinen Namen einfügen) die ist falsch und kann nichts. Je näher ich dich aber kennen gelernt habe, um so mehr habe ich mich darüber gewundert“. Junge Kolleginnen mit denen ich bis dahin zusammen gearbeitet hatte, reagierten nicht mehr auf meine Anfragen und stellten sonderbarerweise immer wieder ihren Bildungsgrad in den Vordergrund bei Gesprächen.
Eine Personalerin mit der ich mich über meinen weiteren Entwicklungspfad im Unternehmen unterhalten wollte, sagte zu mir: „Sie sind halt nicht so wie der Herr XY und studiert haben sie auch nicht, er hätte (im Gegensatz zu mir) an seiner Karriere gearbeitet … außerdem hätte ich anscheinend ein Dienstleistungsproblem mit meinem neuen Vorgesetzten. Ich solle doch dafür sorgen, dass er von mir begeistert sei!“ und weiter „Weiterbildung? Naja, Sie sind ja schon 50. Ich könnte mir vorstellen wir machen was mit „Präsentieren oder so“. Mein Karriereablauf bis dahin: Produktmanagerin, Projektleiterin, Geschäftsführerin einer Agentur, Usability Spezialistin, unendlich viele Konzepte im Digitalbereich für alles mögliche, Scrum-Master und ja, parallel dazu ein Kind großgezogen. Das mit dem nicht studiert haben stimmt auch nicht. Ich habe 1. Kunst studiert und 2. nebenberuflich eine Ausbildung zur Marketingfachfrau gemacht. Nicht an meiner Karriere gearbeitet? Was zur Hölle!
Das ich zu diesem Zeitpunkt bereits über 20 Jahre Präsentationserfahrung hatte und wahrscheinlich insgesamt schon mehr als 100 Präsentationen vor Konzernen, Organisationen, mittelständischen Unternehmen etc. gehalten hatte - so manchen Pitch gewonnen hatte, spielte für sie schon keine Rolle mehr. Sie hatte wie alle anderen ein Ziel: Ihn dabei zu unterstützen, mich aus dem Unternehmen zu entfernen. Check 3, erledigt.
Ich traf mich mit der jungen Kollegin: Ist alles Ok? Läuft alles?“. Ich antwortete: „Nein, nichts ist ok. Alles ist Mist. Ich glaube ich werde gemobbt.“. „Ich wußte es! Dieses Schwein!“ war ihre Antwort. Andere Abteilung, aber gleiches Schema.
Sie erzählt mir dann, dass in ihrer Abteilung ein Kollege das gleiche erlebt hatte, die Vorgehensweise ganz genau gleich wie bei mir, noch in seiner Funktion als Berater vom Investor, war er in ihrer Abteilung - sagen wir mal ebenfalls zu „Optimierungszwecken“. Schema F. Training für alle weiteren Abteilungen. Ein erstes ausloten wie weit er gehen kann. „Weißt du, wir haben alle die Köpfe eingezogen und gehofft, dass es uns nicht trifft.“ sagt die junge Kollegin, die kurz darauf das Unternehmen verlässt. Keine Perspektive in diesem Unternehmen. Keinen Bock mehr auf das Unternehmen.
Alle waren ihm verfallen. Seinem Scharm, seiner Eloquenz, seinem netten Lächeln. Präsentations-Skills aus dem FF, weltgewandt, sicheres Auftreten, humorvoll. Ein Marathon-Iron-Mann und trotzdem auch ein Familienmensch. Mehrere Kinder. Er konnte jede*n um den Finger wickeln. Glaubt mir. Nur wir lernten dann irgendwann sein wahres Gesicht kennen. Wir. Wenige. Die Betroffenen, seine Zielpersonen.
Ein Anruf vom Betriebrat, brachte dann alles ins Rollen: „Wir haben hier einen Antrag, dass ihr Gehalt zurückgestuft werden soll. Es fehlt aber die Zustimmung von Ihnen, stimmt was nicht?“. Die Fronten waren nun geklärt, die Spiele konnten beginnen.
Ab jetzt habe ich einen Ansprechpartner beim Betriebsrat. Er unterstützte mich so gut er konnte. Er sagt: „Genau das hatten wir auch schon in der anderen Abteilung, in der er war. Ganz genau das gleiche Vorgehen. Die bei Personal wissen das auch. Wir verstehen nicht, dass die nichts unternehmen.“
Nochmal zur Erinnerung: Er kommt vom Investor. Er hat einen direkten Draht zum Investor. Und zum (neu bestellten) Geschäftsführer. Alle, alle hatten Angst. Um ihre Stelle, um ihre Position. Niemand, niemand traute sich aufzustehen und zu sagen, „Moment mal, so geht das nicht!“. Er wird geschützt, von einer Gruppe im Management die wie ein Tross weiterzieht, wenn es nichts mehr zu tun gibt in diesem Unternehmen. Wenn durchgekehrt wurde. Wenn die Heuschrecke das Feld abgegrast hat. Wenn das Unternehmen weiter verkauft wurde und der Investor seine Taschen und die Taschen der Unterstützer*innen prall gefüllt hat. Der Verkauf war erfolgreich. Bonitätszahlungen sind raus.
Im Internet kursiert ein Meme mit dem Begriff „Möwenmanagement“. Das Bild und der Begriff gefällt mir eigentlich ganz gut und ist folgt beschrieben: „Möwen Management: Reinflattern, rumschreien, auf alles pfeifen, rausflattern“. Und ja, das beschreibt es ganz gut. Es gibt ein Buch, mit Titel „Möwen Prinzip“ von Travis Bradberry. Ich habe es nicht gelesen, aber im Einband steht:
„Gewidmet all denjenigen unter uns, die sich in schwierigen Situationen gelegentlich dazu hinreißen lassen, viel Wind zu machen, lautes Geschrei zu veranstalten und sich chefmässig aufzuplustern, nur um im Nachhinein bestürzt festzustellen, dass man alle mit Dreck beworfen hat.“
Hier eine Abweichung: Ich glaube nicht das auch nur eine*r von den Täter*innen bestürzt ist. Ich weiß wo sie gerade sind, in welchem Unternehmen sie derzeit ihr Unwesen treiben. Bis sie dann erneut weiterziehen. Manche sichtbar, andere unsichtbar. Mission completed. Sanierung in Zeiten des Kapitalismus.
Zwei in einem Boot. Um alles leichter zu machen für sich, um schneller zum Ergebnis zu kommen, setzte er mich mit einer Kollegin in einem Zimmer zusammen, die Hoffnung: gegenseitiges destabilisieren, auch sie ein Opfer seiner Attacken. Abwechselnd heulten wir: Mal sie, mal ich. Unsere Solidarität gegenseitig war enorm. Ich verdanke ihr das ich so lange durchhalten konnte und den Schweinkapitalismus aus den Känguru-Chroniken von Marc-Uwe Kling. Radikalisierung meinerseits? Läuft.
„Wenn Sie weiterhin jemandem erzählen das Sie gemobbt werden, wird Herr XY sich rechtliche Schritte vorbehalten“ sagt mir die Personalerin die für mich zuständig war, aber noch nicht einmal persönlich das Gespräch mit mir gesucht hatte. Er sitzt neben ihr und ich sehe den Triumph in seinen Augen blitzen.
Nochmal für all diejenigen, die denken „Huch, hier hat sie jetzt aber was durcheinandergebracht!“: Die für die Abteilung zuständige Personalerin, die vor diesem durch ihn initierten „Personalgespräch“ kein persönliches Gespräch mit mir geführt hatte, drohte mir, dem Opfer mit einer Anzeige.
Eine befreundete Personalerin wird mir hier Jahre später erklären, dass dies so ist. Als Personaler*in bist du zur Loyalität dem Unternehmen gegenüber verpflichtet. Nicht einzelnen Personen.
Wir sollen ein System beurteilen. Auf Einkaufstour war er gegangen, naher Osten, ein Marketingsystem. Das hatte zwar umfangreichen Zugriff auf so manches interne System, z.B. der Produktdatenbank, jedoch null-komma-null Marketing-Nutzen. Ein Schelm wer böses dabei denkt. 30 T€ hat es gekostet das System. Meine mit mir zwischenzeitlich so gut wie vollständig isolierte Kollegin und ich schütteln nur noch den Kopf.
Die papierdünnen Wände offenbaren ein Geheimnis: Er hat Streß mit seinen Vorgesetzten, da er sein Marketingbudget überzogen hat. Wir hören wie sein „Kollege“ vom Investor am Telefon sagt „er hat es kapiert und es wird nicht mehr vorkommen“. Das ich schuld daran sein sollte, ist ja wohl klar. Er wirft es mir im Gespräch mit meinem neuen Vorgesetzten vor. Dieses einmal bleibe ich ganz ruhig und kontere einigermaßen geschickt – schließlich habe ich NULL Einblick in die aktuellen Zahlen, Ausgaben, etc.– werde aus Terminen rausgehalten und bin nicht mehr Teil des Führungsteams.
Stell dir das mal vor! Er macht mich verantwortlich dafür, dass seine neuen Führungskräfte und er das Budget überzogen haben! Ich kontere so geschickt, dass er mich am Ende anschreit, während ihm vor lauter Wut der Schaum aus dem Mundwinkel trieft, kleine Spuckeblässchen durch den Raum wirbeln und er mich hasserfüllt anstarrt. Dieses eine Mal, verlasse ich zwar wie immer zitternd, aber wenigstens mit hoch erhobenem Haupt und einem Grinsen im Gesicht den Raum. Du wirst, obwohl du aus allem rausgehalten wirst für das Budget verantwortlich gemacht. Das gibt es nicht sagst du? Doch. Das gibt es.
Zwei Abmahnungen habe ich zu diesem Zeitpunkt bereits erhalten, diese spielten auch eine Rolle um die anderen einzuschüchtern. Ich weiß gar nicht mehr warum ich diese erhalten hatte. Einmal hatte ich einen Betrag vor Beauftragung nicht genehmigen lassen (was ich getan hatte um eine von ihm gesetzte Frist einzuhalten - kein großer Betrag), was ausschlaggebend für die zweite Abmahnung war, weiß ich gar nicht mehr. Jeden Freitag musste ich meinem neuen Vorgesetzten gegenüber dokumentieren was ich die Woche über gemacht hatte.
Der neue Vorgesetzte, der erst kurz da ist, geht wieder. Ich soll ihm noch was unterschreiben, bevor er das Unternehmen wieder verlässt. Resigniert schaut er mir in die Augen und sagt: wie ich dich kenne, wirst du mir das nicht unterschreiben. Natürlich unterschreibe ich das nicht, sage ich. Es ist die fehlende Zustimmung dafür, dass ich weniger Gehalt erhalte.
Mit dem Wechsel der Abteilung kamen neue Kolleg*innen, die Situation wurde immer unerträglicher und absurder. Nach und nach wurden alle Kolleg*innen die aus dem alten Team sind ersetzt, viele gehen freiwillig, mal weil der letzte Schritt einer Weiterbildung plötzlich nicht weiter finanziert wurde, mal aus anderen Gründen, immer aber verbunden mit Schmerz und Ärger der jeweiligen Kolleg*innen.
„Ich habe darauf keinen Bock mehr, ich mach jetzt etwas ganz anderes und gehe in den sozialen Bereich. Ich will sowas nicht noch einmal erleben.“ sagt mein Lieblingskollege. Er geht und ich bleibe. Wolke 7 ist mein passender Song dazu. Heule heute noch, wenn er im Radio kommt.
„Zwischenzeitlich haben sie auch kapiert, dass sie über den Tisch gezogen wurden“, erzählt mir jemand aus der FiBu, ein Jahr später, nach dem erfolgreichen Verkauf durch den Investor. Wir treffen uns, sie wollte wissen wie es mir geht, wir hatten immer einen guten Kontakt.
Ich, die bis dahin Gewerkschaften und Betriebsrätinnen eher aus dem Weg ging, verdanke dem einem Betriebsrat der sich meines Falles annahm alles. Nur dank seiner Hilfe konnte ich am Ende noch einigermaßen gut aus der Geschichte rauskommen. Ich wurde freigestellt und mein (ungekürztes) Gehalt wurde noch 9 Monate weiterbezahlt und bekam zusätzlich noch eine kleine Abfindung. Ich konnte so die Organisation verlassen und mich noch von den Kolleginnen mit denen ich mich gut verstanden hatte verabschieden. Das diese Einigung so gefunden wurde, war für mich wie ein kleines Zeichen der Wiedergutmachung. Es tut uns leid, dass Ihnen das passiert ist. Aussprechen tut es niemand. Aber für mich ist es in Ordnung so. Diese bezahlten Monate und die kleine Abfindung waren die Grundlage für meine (erneute) Selbstständigkeit.
Ich halte seit diesem „Vorfall“ Gewerkschaften für ein zwingend notwendiges Instrument innerhalb von Organisationen um auf Augenhöhe kommunizieren zu können. Leider haben das viele aus dem Angestelltenbereich noch nicht verstanden.
Das Ende der Geschichte: Diese Erlebnisse haben mein Menschenbild nachhaltig verändert. Vertrauen fällt mir schwer. Personaler*innen, die sich nicht auf den Weg machen und neu denken, sind mir suspekt. Und jetzt das positive. Ich setze mir meine Regeln jetzt selbst. Als Selbständige entscheide ich jetzt, was ich machen möchte und was nicht. Eine meiner selbstgewählten Regeln lautet „Nicht mit Arschlöchern arbeiten“. Ich suche weiter einen Weg aus diesem System und möchte nicht mehr Teil davon sein. Ich möchte unterstützen und Ideen entwickeln, wie wir die Arbeitswelt neu denken können um ethisch und nach Grundkonzepten des Gemeinwohls ausrichten können. Das ist mein Weg.
Ausschließlich auf Gewinnorientierung ausgerichtete Unternehmenskonzepte sind der Schlüssel für ein solches Verhalten. Dieses System ist kaputt. Ich bin da raus.