January 18, 2021
Ich erinnere mich noch gut an mein letztes Personalgespräch in der Festanstellung: Mir wurde vorgeschlagen, ein Seminar zum Thema "Präsentation und Präsentieren" zu besuchen. Als Antwort auf die Frage wie der Entwicklungsplan für mich aussehen könnte. Nun ist es so, dass ich seit 20 Jahren präsentiere und Präsentationen vorbereite. Die Liste der Unternehmen ist lang und reicht von T-Online über die Wilhelma zu Alstom, Betty Barclay, und und und. Die HR-Frau damals hatte andere Ziele mit mir, dass war klar, aber trotzdem oder genau deshalb war es eines der frustrierensten Gespräche in meinem bisherigen Berufs-Leben. Eigentlich hätte sie auch sagen können: "Weiterbildung? Lernpfad? Pah, also entschuldigen Sie bitte. Sie sind über 50 und somit austherapiert".
Nur soviel: Meine Lernkurve ist seit 5 Jahren Raket:innen-mässig. Aber dazu unten noch mehr.
Mein Lernjahr 2020 hat an einem Platz stattgefunden, an dem ich es nicht vermutet hätte: auf Twitter
Die re;publica war für mich nach 4 Jahren in einem schwäbischen mittelständischen Unternehmen wie eine Offenbarung. Es war für mich wie ein neues Buch das sich öffnete und in dem ich gierig lesen konnte. Und ich lernte Sarah kennen. Aus der Online-Bekanntschaft mir Sarah, wuchs mein erstes großes Social-Media-Netzwerk: die eigenstimmig Frauen rund um den Podcast der von Sarah und Julia damals gerade am entstehen war. Sarah war eine meiner ersten "Follower:innen" auf Twitter, ich kannte mich noch gar nicht damit aus und so fand ich es eigentlich auch nicht weiter verwunderlich, dass wir uns auf der re;publica zu einem echten Treffen verabredeten.
Twitter war für mich ein Instagram der Worte. Lustiges, ernstes, alles möglichst schön verpackt, kurz und knackig in damals noch 170 Zeichen. Geschriebene Satzbilder, die einen zum Schmunzeln brachten oder aber auch das Blut in den Adern gefrieren ließen. Aber ganz sicher im Kopf ihren Platz fanden. Ganz kurze Kurzgeschichten, unglaublich und vielleicht doch nicht wahr?
In diesem Jahr und vielleicht auch schon beginnend in 2019, hat sich das grundlegend geändert. Twitter ist für mich zwar immer noch privat, aber ich gebe soviel privates über mich preis wie ich es bei einem kurzes Treffen auf einem Networking-Meeting auch tun würde. Meine Nutzung von Twitter hat sich auch dahingehend geändert, dass ich dort auf Events aufmerksam gemacht werde, oder auch aufmerksam mache. Ich werde oft gefragt: "Wie bekommst du das eigentlich alles immer mit?". Dann kann ich nur antworten: "Ich bin mit den richtigen Menschen auf Twitter vernetzt". Den eigentlich bin nicht ich der Crack, sondern so manche*r mit der/dem ich vernetzt bin.
"Wie bekommst du das den alles immer mit?" werde ich manchmal gefragt
Diese Vernetzung passiert auch nicht von heute auf morgen, sondern ist Beziehungsarbeit, so wie beim Offline-Netzwerken eben auch. Das ich jetzt hier "Arbeit" schreibe, trifft es nicht ganz. Hier ein Like und hier ein Kommentar, aber immer authentisch und nur das, was mir wirklich gefällt. Bei manchen mag ich fast schon sagen, es sind Freundschaften entstanden und ein Treffen im echten Leben so von allen Twitterbekanntschaften, wäre ein wirklich großes Ereignis für mich, dass mich emotional allerdings sicherlich überfordern würde.
Eins hat sich noch verändert in diesem Jahr: Meine Twitter-Kontakte schwappen rüber in mein Business-Netzwerk, direkt zu LinkedIn. Das finde ich insofern bemerkenswerk, den siehe oben, eigentlich aus dem privaten raus gestartet, poste ich immer noch 60% privates und nur 40% berufliches und dies ausschließlich zu Veranstaltungen und nicht über meine eigenen beruflichen Themen.
Über meine großartige Twitter-Community habe ich dieses Jahr die folgende hammermäßigen Events kennengelernt und daran teilgenommen:
Und das hier, ist nur ein Ausschnitt. Es sind aber aufjedenfall die Events und die Veranstaltungen, die mir im Herz und im Hirn geblieben sind und viele Türen zu weiterführenden Wissenspfaden aufgestoßen haben.
Ich habe die beste Community der Welt und dieses Herz geht an alle, die ich hier kennelernen durfte!
Das ist meine Internet-Blase und ich bin aus tiefstem Herzen der Überzeugung, dass ich im letzten Jahr innerhalb dieser Communities innerhalb von kürzester Zeit so tiefgehende Gespräche führen durfte, wie ich es im realen Leben NIEMALS geschafft hätte. Gespräche über privates, aber auch Erfahrungsaustausch, Erkenntnisse zu alten und neuen Methoden, Arbeitswelten. Mein Corona-Jahr war aus diesem Grund auch kein einsames Jahr. Im Gegenteil.
Ich treffe hier auf Menschen, da weiß ich einfach das es passt. Vom ersten Moment an.
Meine Community fühlt sich an wie eine große Familie. Es ist die weltbeste Company mit den weltbesten Kolleg:innen. Und das ist jetzt mal ausnahmsweise nicht übertrieben. <- Sie sehen hier kursiv geschrieben übrigens ganz große Twitterkunst: Es sind genau 170 Zeichen.
Es gibt dort Menschen, da weiß ich einfach das es passt. Das wir uns was zu sagen haben. Viele traf ich auf den oben genannten Events. Mit vielen steht schon eine Verabredung im Raum, im echten Leben. Wenn es wieder geht. Den hier herrscht Einigkeit in meiner Blase: Erst wenn niemand mehr gefährdet ist, geht es wieder raus.
Hier noch (einer) mein Lieblingspost aus 2020 von Maike Kueper, mehr muss man über MEIN Twitter nicht wissen.
In diesem Sinne: sehen wir uns auf Twitter?